Künstliche Intelligenz in der Filmbranche

Künstliche Intelligenz findet immer mehr Eingang in unseren Alltag. Spätestens mit ChatGPT existiert seit 2022 eine relativ gut funktionierende, textbasierte Künstliche Intelligenz, die zum Beispiel für Schüler:innen oder Student:innen immer gebräuchlicher wird. Doch auch für andere kreative Vorgänge werden KIs mittlerweile ins Boot geholt. 2018 wurde beispielsweise ein KI-generiertes Gemälde für 432.500 US-Dollar verkauft und mit „I Am AI“ das erste komplett von Künstlicher Intelligent produzierte Musikalbum hergestellt. Da auch das Produzieren von Filmen eine kreativ-technische Arbeit ist, stellt sich hier die Frage: Welche Auswirkungen und Chancen stecken hinter Künstlicher Intelligenz in der Filmproduktion?  

Der Stand der Dinge

Schon jetzt kann KI an verschiedenen Stellen der Erschaffung eines Films angewendet werden. Noch vor dem Dreh für die Auswertung der Publikumswirksamkeit, während des Drehs durch intelligente Kameradrohnen oder auch nach dem Dreh durch automatisierte Qualitätsverbesserung von Künstlicher Intelligenz durch nur einen Knopfdruck. Unternehmen wie Meta und Google arbeiten außerdem an Text-to-Video Verfahren, in der ein gesamtes Video durch einen beschreibenden Text von der KI erschaffen werden soll. Die Qualität dieser Ergebnisse ist allerdings noch schwer einzuschätzen, wobei schon heute gebräuchliche Text-to-Video-Verfahren noch großen Raum für Verbesserung aufweisen.

Technologien, die sich auf Teilaspekte der Filmproduktion konzentrieren, sind schon eher auf dem Vormarsch. Beispielsweise der Einsatz bei der Konzeption von Drehbüchern, wenn auch momentan primär für Korrekturen und Verbesserungen.  Aber auch im Bereich der Gesichtsanimierung– bzw. -bearbeitung finden immer mehr spezifische Entwicklungen statt. Letzteres kann man vor allem anhand der Vermehrung sogenannter Deepfakes beobachten, bei denen die Gesichter bekannter Persönlichkeiten oder Politker:innen mithilfe künstlicher Intelligenz animiert und auf andere Schauspielende oder schon existierende Videos projiziert werden. Hier deuten sich schon erste Problematiken an, mit denen wir uns in Hinsicht auf die Weiterentwicklung von KI konfrontiert sehen. Die meisten Menschen der Branche sind sich momentan jedoch einig, dass Künstliche-Intelligenz-Techniken eher als innovatives Werkzeug zur Optimierung menschlicher Kunst beitragen. Dabei lässt sich eine bestimmte Nervosität bezüglich der Zukunft und Entwicklung dieser Techniken nicht abstreiten.  

Künstliche Intelligenz als Autor, Produzent und Regisseur

Aber wie könnten nun vollständig KI-generierte Filme aussehen? Innerhalb der letzten Jahre wurden einige Versuche unternommen einen Film durch künstliche Intelligenz zu verwirklichen. 2016 speiste ein Team zahlreiche Science-Fiction Scripts in ein rekurrentes neuronales Netzwerk ein, um dann ein eigenes Science-Fiction Skript erstellen zu lassen. Das Ergebnis war „Sunspring“ oder besser gesagt: eine Geschichte, der man weder auf inhaltlicher, gesprochener noch auf der Ebene der Regieanweisungen folgen kann. Das Team um Oscar Sharp machte es sich nichtsdestotrotz zur Aufgabe das Skript in einen Film umzusetzen. Das Ergebnis ist auf YouTube einsehbar. 

Filmstill mit Dialogbeispiel aus einem von künstlicher Intelligenz geschriebenen Film "Sunspring"

Die Weiterentwicklung dieses Films fand 2018 durch dieselbe künstliche Intelligenz und dasselbe Team statt. Diesmal wurden nicht nur Skripts, sondern auch ganze Filme und Aufnahmen der Schauspieler:innen aus „Sunspring“ in das System eingespeist. Ziel war es über das Skript und die Handlungsanweisungen hinaus auch komplette Szenen mit den Schauspieler:innen zu kreieren. So wurde ein vollständig KI-generierter Film erschaffen: „Zone Out“.  Inhaltlich hat sich auch hier kaum etwas an der fehlenden Sinnhaftigkeit getan. Allerdings werden hier mit Faceswap Technologien die Gesichter der Schauspielenden aus „Sunspring“ auf die der Darsteller:innen in den von der KI kuratierten Szenen projiziert.  

Ein aktuelleres Beispiel aus 2022 prognostiziert jedoch eine bessere Zukunft für die KI-generierten Filme: „The Crow“ wurde im Rahmen der Filmfestspiele in Cannes im Kurzfilm-Programm gezeigt und gewann darüber hinaus sogar einen Preis. Die Grundlage des künstlerischen, experimentellen Films ist ein Tanzvideo aus dem Jahr 2012. Hier wurde die Tänzerin von der KI frame für frame als „painting of a crow in desolate landscape“ interpretiert. Teil des Erfolgskonzepts scheint hier in Bezug auf den KI-Einfluss der Verzicht auf Dialog und Handlung. 

Vergleich mithilfe künstlicher Intelligenz generierten Film "The Crow" mit dem ursprünglichen Tanzvideo

Grenzen und Probleme von KI innerhalb der Branche

Beim 100% selbstständigen Erstellen vollständiger Filme kommen Künstliche Intelligenzen, so der aktuelle Stand, noch an ihre Grenzen. Grund dafür ist zum Beispiel die Multimedialität des Mediums Film. Dieser ist ein Zusammenspiel aus verschiedenen kreativen und technischen Aspekten, die zusammen eine implizite Filmsprache ergeben. Diese zu übersetzen und in eine KI einzuspeisen ist nahezu unmöglich. Doch auch die möglichen Techniken in der Pre- und Postproduktion haben ihre Tücken. KI-generierte Drehbücher sind immer noch inkohärent und nicht spannend. Die größten Publikumserfolge der Filmgeschichte lassen sich nicht wirklich voraussagen, da sie eben keinen Mustern gefolgt sind. Und ohne spezifische Muster kann auch keine KI mit einer garantierten Auslese zurate gezogen werden. Außerdem lassen sich viele der vorgestellten Technologien noch nicht wirklich in die professionellen Workflows einsetzen. Dazu fehlt bisher die Zuverlässigkeit in Niveau und Qualität der Videos.  

Darüber hinaus kommen auch personenbezogene Problematiken in Bezug auf künstliche Intelligenz auf. So ignoriert KI bisher das Urheberrecht von Künstler:innen und auch die Möglichkeiten Technologien wie Deepfakes für Fake News zu missbrauchen sind zahlreich. Besonders bei einer niedrigen Medienkompetenz und dem immer schwerer werdenden Erkennen, bei immer leichterer Erstellung dieser falschen Inhalte. Künstler:innen und auch andere Menschen, die Teil verschiedener Branchen – so auch der Filmbranche – sind, fürchten um Arbeitsplätze. Der Autorenstreik in Hollywood, in dem KI in der Kreativbranche ein großes Thema war, verdeutlicht dies.  

Auch sozial- und kulturwissenschaftlich bedeutet das künstlich intelligente Erlernen von Merkmalen wie Kunst, Kreativität und Originalität den Verlust eines Distinktionsmerkmals zwischen menschlich und unmenschlich. Des Weiteren gibt es mehrere Studien darüber, dass Künstliche Intelligenzen, durch das zuführen historischer Daten, existierende oder besser veraltete Stereotype reproduzieren. 

Reglementierungen künstlicher Intelligenz

In den kommenden Jahren werden die Grenzen zwischen menschlich und KI-generiert wohl immer weiter verschwimmen. Dabei arbeiten verschiedene Unternehmen bereits an unterschiedlichen Techniken und Standards, die das Erkennen von beispielsweise KI-generierten Fotos, erleichtern sollen. Beispielweise durch Signaturen auf echten Fotos, die in Nachrichtenagenturen durch bestimmte Programme erkannt und so als echt verifiziert werden können. Darüber hinaus werden schon heute die Rufe nach grundsätzlich angepassten Gesetzesentwürfen diesbezüglich lauter: Regeln wie, dass KI-generierte Kunstwerke als solche auszuweisen und nicht mit Copyrights versehen werden können und Strafen für fälschliche Ausgabe als menschlich Generiertes. All das könnten Antworten auf die Bedenken und Ängste verschiedener kreativer Branchen sein.  

Der Faktor Mensch

Faktisch werden wir innerhalb der nächsten Jahre immer größere Entwicklungen bezüglich Künstlicher Intelligenz erleben und vor allem miterleben. Diese Fortschritte helfen unter anderem gewisse Prozesse zu vereinfachen und kostengünstiger zu gestalten.  Dies sollte insbesondere im Bereich VFX nicht außer Acht gelassen werden. Nichtsdestotrotz wird es immer einen Unterschied zwischen KI-generierter und menschlicher Filmkunst geben. Künstliche Intelligenz ist also kein Allheilmittel oder ein Ersatz für menschlichen Input. Ein guter Film benötigt auch im Umgang mit KI-Techniken Kreativität sowie die Beherrschung einer unübersetzbaren Filmsprache. Einer Sprache, die zwischen den Zeilen funktioniert und darstellt, statt nur stumpf drauf zu zeigen. Vor allem, wenn man aus der Masse herausstechen möchte, sind ein gutes, individuelles und kreatives Konzept unumgänglich. Und eben das können Künstliche Intelligenzen noch nicht leisten.

Und genau dabei wollen wir Sie als Filmproduktionsfirma bei Blickfänger unterstützen. Gerne beraten wir Sie bei der kreativen Umsetzung Ihrer Ideen und der Übersetzung dieser in die Sprache des Films, um Ihre Zuschauer:innen mit allen Mitteln des Mediums für Ihre Inhalte zu überzeugen.  Kontaktieren Sie uns dafür ganz einfach über unser Kontaktformular.

Quellen:

Catani, Stephanie: „Künstliche Intelligenz und die Künste: Einleitung“. In: Catani, Stephanie (2024; Hg.): Handbuch. Künstliche Intelligenz und die Künste. Berlin/Boston: DeGruyter. S.1-8.
Lehmann, Florian: „Filmgeschichte der Künstlichen Intelligenz“. In: Catani, Stephanie (2024; Hg.): Handbuch. Künstliche Intelligenz und die Künste. Berlin/Boston: DeGruyter. S.97-115.
Catani, Stephanie: „Künstliche Intelligenz in der Filmindustrie und im Filmbetrieb“. In: Catani, Stephanie (2024; Hg.): Handbuch. Künstliche Intelligenz und die Künste. Berlin/Boston: DeGruyter. S.191-201.

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